Aktuelles aus der Germanistischen Linguistik

Sprachlandschaften aus laienlinguistischer und linguistischer Sicht - 4. November 2021

29.10.2021 -

Seit nunmehr über 30 Jahren setzt sich die Arbeitsstelle Niederdeutsch auf wissenschaftlicher Grundlage in Sachsen-Anhalt für den Erhalt und die Förderung der regionalen niederdeutschen Varietäten ein. Dies war und ist ohne die Zusammenarbeit mit Niederdeutsch Sprechenden, Hörenden und überhaupt „Plattinteressierten“ dieses Landes nicht möglich. Dabei sind die Regionalsprache wie auch die Einstellungen zu ihr historischem Wandel, politischem Willen, Modeerscheinungen und vielem anderen unterworfen. In welchem Zustand befindet sich also diese Sprache gegenwärtig, wie hat sich ihr Gebrauch verändert und welche Einstellungen zum Niederdeutschen gibt es in der Öffentlichkeit? Zeigen sich Ergebnisse der sprachpolitischen Bemühungen der letzten Jahre? Die Arbeitsstelle Niederdeutsch lädt dazu ein, laienlinguistische und linguistische Ansichten zueinander in Bezug zu setzen, neue Tendenzen und Erkenntnisse der Forschung zu präsentieren sowie Einblick zu nehmen in eine mögliche Zukunft der niederdeutschen Sprache in Sachsen-Anhalt.

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Start des Projektes „Sexismus-Lotsen“ der Arbeitsstelle für linguistische Gesellschaftsforschung

28.10.2021 -

Seit Oktober fördert das zentrale Büro für Gleichstellung der OvGU ein Projekt der AlGf zum Thema Sexismus in universitären Kontexten. Unter dem Titel „Sexismus-Lotsen“ entwickelt die Arbeitsstelle unter Federführung von Dr. Kristin Kuck und in Zusammenarbeit mit der Germanistik-Fachschaft ein Workshop-Konzept zur Sexismus-Sensibilisierung speziell für Studierende. In regelmäßigen Abständen soll in Zukunft über Fachschaften ein Peer-to-Peer-Workshop angeboten werden, den Studierende aller Fachrichtungen besuchen können, und in dem sie lernen, sexistische Kommunikation zu erkennen, einzuordnen und auch damit umzugehen oder einzugreifen. Die Förderung läuft ein Jahr lang und umfasst zunächst neben der Leitfadenentwicklung eine Schulung der Fachschaftsvertreter*innen selbst zur sexistischen Kommunikation. Diese werden darin als zukünftige Workshop-Leitende ausgebildet.

 

Das Projekt "Sexismus-Lotsen" der Arbeitsstelle für linguistische Gesellschaftsforschung (https://algf.ovgu.de/) braucht Ihre Unterstützung, um an echte Erfahrungsberichte über Sexismus zu kommen. Dabei interessieren nicht nur Geschichten von Betroffenen, sondern auch Geschichten über Unsicherheit, Hemmungen oder die Befürchtung, als sexistisch zu gelten. Das Ziel ist nicht, repräsentative Zahlen zu erheben, sondern ganz individuelle Geschichten. Dazu bitten wir alle Studierenden (Frauen wie Männer!) an unserer Umfrage teilzunehmen. Die Umfrage ist natürlich anonym und die erzählten Geschichten werden vollständig anonymisiert (sofern Sie sie selbst nicht schon anonymisieren). Einige der Geschichten sollen, ebenfalls anonym, als Beispiel in den Workshop eingehen.

Hier der Link zur Umfrage:
https://www.befragungen.ovgu.de/SensibilisierungSexismus/

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"Im Gespräch bleiben" - Arbeitsstelle für linguistische Gesellschaftsforschung lädt ein zur 1. AlGf-Tagung

19.10.2021 -

Im Gespräch bleiben – Gefahren und Chancen für den demokratischen Diskurs“ lautete das Thema der 1. AlGf-Tagung, die am 7. Oktober im Guericke-Zentrum in der historischen Lukas-Klause in Magdeburg stattfand. Dem Thema gemäß war diese Veranstaltung nicht als klassische wissenschaftliche Tagung angelegt, sondern vielmehr als lange Gesprächs- und Diskussionsrunde in dynamisch wechselnden Besetzungen. Ziel war es, strukturiert durch pointierte Impulse aus verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen, aber auch aus Verwaltung, Medien und politischer Bildung, verschiedene Perspektiven auf das weitgespannte Thema nebeineinander zu stellen und miteinander in Austausch zu bringen. Und selbstverständlich war die Frage, welche Rolle bei den ganz vielfältigen Herausforderungen, die so zur Sprache kamen, die linguistische Gesellschaftsforschung im Allgemeinen und die Arbeitsstelle für linguistische Gesellschaftsforschung im Besondern spielen kann, dabei immer von besonderer Bedeutung.

Die Tagung war gleichzeitig so etwas wie der nachgeholte öffentliche Auftakt für die Arbeitsstelle. Ende Februar hatte das AlGf-Team nur prosaisch verkündet: „Wir sind da!“ und versprochen, nun die Arbeit aufzunehmen. Das Versprechen wurde inzwischen vielfach erfüllt und so hat sich die junge Einrichtung die lobenden Worte des Rektors der OVGU Magdeburg, Prof. Dr. Jens Strackeljan, zur Eröffnung des Tages wohl verdient. Dieser würdigte die AlGf als ein wichtiges Element im strategischen Konzept einer Universität, die mit ihrem deutlichen Profil in der angewandten Forschung stets darauf angewiesen sei, den Kontakt zur Gesellschaft zu halten und mit ihr im Gespräch zu bleiben. Für die weiteren Schritte sagte er der Einrichtung dieselbe Unterstützung zu, die sie von Seiten ihrer Heimatuniversität auch bisher erfahren hat.

Der erste thematische Block gehörte dann der Perspektive der Sozialforschung. Gleich drei Vertreterinnen und Vertreter dieses Fachbereichs an der OVGU waren der Einladung gefolgt und sorgten mit ihren ganz unterschiedlichen und gleichzeitig doch auch mehrfach miteinander verflochtenen Aspekten des Themas von Beginn an für Diskussionsstoff, auf den den ganzen Tag über zurückzukommen war. Prof.‘in Heike Ohlbrecht sprach über die Frage, inwieweit die Corona-Krise sich in Untersuchungen zum subjektiven Belastungserleben als eine Frage fortbestehender oder gar verschärfter Divergenzen zwischen den Geschlechtern interpretieren lässt – und musste sie in ihrem Impuls tendenziell bejahen. Prof. Jan Delhey dagegen konnte die von ihm gestellte Frage, ob sich in sozialwissenschaftlichen Studien für Deutschland eine „Krise der Anerkennung“ nachweisen lässt eher nicht bestätigen. Prof. Alexander Spencer schließlich rückte mit dem Narrativ des politischen „Fehlers“ im öffentlichen Diskurs eine diskusanalytische Frage in den Mittelpunkt, die sich schon methodisch naturgemäß mit zentralen Fragen der gesellschaftswissenschaftlichen Linguistik  berührt oder gar deckt. Abdoul Couibaly, der Koordinator der Stadt Magdeburg für Integration und Zuwanderung, der über die Möglichkeiten und Hürden sprach, das „Spannungsfeld zwischen Integrationspolitik und dem demokratischen Diskurs“ zu überwinden, war ein wichtiges Themenfeld der AlGf angesprochen, das sich nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund der zuvor aus den Sozialwissenschaften eingeführten Aspekte lebendig diskutieren ließ.

Im ersten Block am Nachmittag betrat zunächst Daniel Kraft, Leiter der Stabsstelle Kommunikation bei der Bundeszentrale für politische Bildung und Mitglied des AlGf-Beirats, eines der anderen Themenfelder der Arbeitsstelle, indem er nach Möglichkeiten der „Politischen Partizipation im digitalen Raum“ fragte – die seiner Meinung nach eher beschränkt sind, während er die Chancen der politischen Bildung mit digitalen Mitteln optimistisch betrachtete. Die Rolle der journalistischen Medien beim Versuch, „die Menschen“ hineinzuholen in den öffentlich-politischen Diskurs beleuchtete am Beispiel der „Reportertour zur Landtagswahl in Sachsen-Anhalt 2021“ Dr. Sebastian Mantei vom MDR, der schon seit langem und in verschiedener Form mit der Germanistik an der OVGU kooperiert.

Im letzten Teil des Gesprächs stand dann die Frage im Mittelpunkt, wie die Perspektive der linguistischen Gesellschaftsforschung weiterhelfen kann im komplexen Verhältnis zwischen Wissenschaft und Gesellschaft – einem weiteren AlGf-Themenfeld. Dabei zeigte gleich der Impuls von Prof.‘in Julia Arlinghaus, die in Magdeburg das Frauenhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung leitet, am Beispiel ihres Foschungsbereichs anschaulich, wie sehr sich gerade dort, wo technische Innovation mit Akzeptanzhürden umzugehen hat, Perspektiven für die methodische Analyse herrschender Diskurse ergeben, wie sie an der AlGf anwendungsorientiert geleistet wird. Wie sehr solche Wege zur Verständigung zwischen Wissenschaft und Bürgerschaft auch für eine Stadt wie Magdeburg als Hochschulstandort wichtig sind, erläuterte am Beispiel des „Teams Wissenschaft“ beim Oberbürgermeister der Stadt dessen Leiterin Janine Lehmann. Den Schlusspunkt setzte Dr. Carsten Thoms. Der Leiter des Strategischen Forschungsmanagements und ebenfalls AlGf-Beirat brachte in seinem Impuls auf den Punkt, wie die spezifische Perspektive der Arbeitsstelle helfen kann, Wissenschaft und Gesellschaft im Gespräch zu halten – oder sie überhaupt erst ins Gespräch zu kommen: Die linguistische Gesellschaftsforschung könne den Wissenschaften helfen, die Menschen zu erreichen, indem sie wegführe vom reinen Erklärdiskurs hin zur Voraussetzung jeder echten Interaktion: dem Zuhören.

Das AlGf-Team dankt allen, die an diesem besonderen Tag mit uns diskutiert haben. Wieder haben sich neue Themen und Kooperationspotenzial auf ganz unterschiedlichen Ebenen ergeben.

Wir bleiben – definitiv – im Gespräch.

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Berichterstattung: Seminar "Linguistische Wahlkampfbeobachtung"

30.07.2021 -

Die Pressestelle der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg portraitiert in einem Bericht vom 30.07.2021 das mediengermanistische Seminar "Linguistische Wahlkampfbeobachtung", das im Sommersemester 2021 unter der Leitung von Prof. Dr. Kersten Roth und Dr. Kristin Kuck stattgefunden hat. Der Bericht ist hier zu finden:

"Im Portrait: Wahlplakate studieren" (30.07.2021)

Auch die Volksstimme widmet dem Seminar einen Artikel, der an dieser Stelle einsehbar ist: "Parolen vom Plakat: Germanistik-Studenten untersuchen Wirksamkeit von Wahlwerbung".

Die Ergebnisse, die im Seminar erarbeitet wurden, sollen auf der nächsten Tagung der AG „Sprache in der Politik“ (08.-10.09.2021) vorgestellt werden.

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Wahlbeobachtung mal anders: Masterstudierende der Germanistik haben in diesem Sommersemester den Wahlkampf in Sachsen-Anhalt mit linguistischen Analysen begleitet

05.07.2021 -

Bild zur PM bWahlbeobachtung mal anders: Studierende der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg nahmen die Landtagswahl in Sachsen-Anhalt im Juni 2021 zum Anlass, mithilfe der Methoden einer linguistischen Gesellschaftsforschung den Wahlkampf der sechs aussichtsreichsten Parteien zu analysieren. In auf je eine der Parteien spezialisierten Arbeitsgruppen beobachteten sie im Rahmen eines Forschungsseminars von Dr. Kristin Kuck und Prof. Kersten Sven Roth die Phase des Wahlkampfes der Parteien vor der Wahl, das strategische Verhalten der Parteien am Wahlabend selbst und die Reaktionen auf den Wahlausgang. Neben den medialen Kampagnen und Inszenierungen wurden auch die konkrete Wahlkampfsprache in den Parteiprogrammen und Internetauftritte sowie Plakatkampagnen zum Untersuchungsobjekt. Nun erstellen die Studierenden Poster mit ihren Ergebnissen über die Parteien und Strategien, die sie auf der diesjährigen Wahlkampfsprache-Tagung der Fachgesellschaft „AG Sprache in der Politik“ im September 2021 präsentieren und mit den Expertinnen und Experten vor Ort diskutieren werden.

Ganz grundsätzlich zeigen die Analysen, dass sich in Sachsen-Anhalt ein Muster fortsetzt, dass schon die letzten Landtagswahlen in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg geprägt hat: Die größte Regierungspartei setzte ganz auf einen „Landesvater“-Wahlkampf der Kontinuität, LINKE und AfD profilierten sich mit scharfer Kritik als Opposition und die FDP versuchte sich zur Stimme einer notwendigen Aufbruchstimmung zu machen. Wie sehr die ungewöhnliche „Kenia-Koalition“ eine entsprechende Positionierung für die kleineren Regierungsparteien machte, zeigt vor allen Dingen die Analyse des SPD-Wahlprogramms, das die bisherige Regierungsverantwortung mit einem eher oppositionstypishen Forderungskatalog zu verbinden versucht.

Die Studierenden kamen zu dem Schluss, dass sich die AfD am meisten des sogenannten negative campainings bediente. Dabei wird die eigene Partei durch Abwerten der anderen Parteien aufgewertet. Die CDU setzte hingegen auf Personalisierung und präsentierte vor allem Haseloff. Bei den Grünen stellten die Studierenden eine irritierend unterschiedliche Gewichtung von Themen zwischen der Plakatkampagne und dem Wahlprogramm fest. Bei den LINKEN war das vorwiegend kritische mediale Echo auf die Kampagne dominiert von jenem „Nehmt den Wessis das Kommando“-Plakat, mit dem man sich einerseits als Ost-Partei zu profilieren versuchte, das man aber andererseits nicht zu plakatieren beschlossen hatte.

Die Corona-Pandemie prägte auch die Stimmung vor dieser Landtagswahl in hohem Maße: Die Parteien mussten ihre Strategien an die veränderte Situation anpassen, intensivierten ihre Anstrengungen, Wähler*innen über das Internet zu erreichen und vertraten unterschiedliche Vorstellungen, mit welchen Maßnahmen die Pandemie am besten zu bewältigen sei. Insgesamt ist festzustellen, dass sich der Ton verschärft hat. Auch der Wahlkampf an sich hat sich verändert: Er ist stärker auf Personen fokussiert, ist kämpferischer und drastischer geworden.

Die theoretischen und methodischen Kenntnisse erwarben die Studierenden durch Gastredner, die ihre Expertise und eigenen Forschungen in Zoom-Konferenzen mit den Teilnehmenden teilten: Zu Gast waren Dr. Steffen Pappert von der Universität Essen, der über Plakatkampagnen sprach, Prof. Dr. Josef Klein von der FU Berlin, der den Studierenden Einblicke in die Analyse von Wahlprogrammen gab, und Dr. Sascha Michel von der RWTH Aachen, der seine Forschungsergebnisse über politische Kommunikation in Social Media teilte.

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Tagungsband erschienen

05.03.2021 -

Soeben erschienen: Tagungsband 'Kleine Texte', hg. v. Steffen Pappert und Kersten Sven Roth.

Weitere Informationen hier: Flyer 'Kleine Texte'

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Letzte Änderung: 26.04.2024 - Ansprechpartner: Webmaster