Verzögerungsphänomen

Gruppe von Äußerungserscheinungen, die eine Weiterführung der Rede verzögern oder unterbrechen. Dazu zählen semantisch nicht relevante Wortwiederholungen oder Wiederholungen von Wortverbindungen, Korrekturen, selbständige Äußerungsabbrüche ( Anakoluth), Lautdehnungen z.B. von Vokalen bzw. eine gedehnte Sprechweise ganzer Einheiten wie Silben ( Silbe), Morphemen ( Morphem), Lexemen ( Lexem) sowie stille und gefüllte Pausen (vgl. Schwitalla 2006, 88). Verzögerungsphänomene treten häufig in der spontanen Rede auf, wobei in einem Gesprächsschritt mehrere dieser Äußerungserscheinungen auftreten können. Der Einsatz von Pausen, als Unterbrechung der Rede, kann rhetorisch beabsichtigt sein, um die Aufmerksamkeit des Adressaten zu erlangen oder Spannung zu erzeugen. Darüber hinaus können sie widerwilliges und zurückhaltendes Sprechen signalisieren und treten z.B. auf, wenn der Sprecher Probleme bei der Wortfindung hat (vgl. ebd., 76). Gefüllte Pausen (z.B. äh, ähm, öhm, m) zählen zu den Gesprächwörtern ( Gesprächswort, Gliederungspartikel). Sie werden vom Sprecher produziert, wenn er die Sprecherrolle übernehmen möchte oder an einer Stelle seiner Äußerung mehr Zeit benötigt, um für die von ihm intendierten Inhalte die geeignete sprachliche Formulierung zu finden (vgl. ebd., 89). In diesem Fall zeigt der Sprecher gleichzeitig den Wunsch an, die Sprecherrolle zu behalten.

Gesprächsanalyse, Prosodie

Lit.:Koch, P./Oesterreicher, W., Gesprochene Sprache in der Romania. 1990. Quasthoff, U., Verzögerungsphänomene, Verknüpfungs- und Gliederungssignale in Alltagsargumentationen und Alltagserzählungen. In: Weydt, H. (Hrsg.), Die Partikeln der deutschen Sprache. 1979, 39-57. Schwitalla, J., Gesprochenes Deutsch. Eine Einführung. 3., neu bearb. Aufl. 2006. UHÄ

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