kataphorisch

13.12.2016 -  

[engl. cataphoric, frz. cataphorique, russ. катафорический] (griech. καταφέρειν ‘hinuntertragen’)

Seit K. Bühler (1934, 122) eine Form des textuellen Verweises, bei dem eine Pro-Form ( Substituens) referenzidentisch auf einen mit ihr in textueller Beziehung stehenden Nachfolgerausdruck vorausweist; Ggs. anaphorisch. Eine typische vorausverweisende Pro-Form ist Folgendes. Bei der kataphorischen Referenz handelt sich um eine stilistisch, rhetorisch oder textthematisch motivierte Form der Umkehrung textueller Substitution, das konkret Gemeinte wird erst nachträglich explizit genannt, wie z.B. in: Sie lebt in Hamburg, sorglos, bewundert von ihren Mitschülern. Leila ist hübsch, ehrgeizig, talentiert (01.05.2011; www.tagesspiegel.de), Den Menschen würde ich gern kennen lernen, der als erster den Everest bezwungen hat. Das haben wir uns schon immer gewünscht: ein Management ohne Korruption und Skandale. Dies war sein oberstes Prinzip: fremde Interessen über die eigenen zu stellen. Das vorausweisende Element, die Katapher, hätte hier ohne den Bezug auf den entsprechenden Nachfolgerausdruck keine Bezeichnungsfunktion, wäre also referentiell ,leer‘.

Anapher, Textphorik, Textkohärenz

Lit.:Brinker, K./Cölfen, H./Pappert, St., Linguistische Textanalyse. Eine Einführung in Grundbegriffe und Methoden. 8., neu bearb. u. erw. Aufl. 2014 (= Grundlagen der Germanistik 29). Brinker, K./Antos, G./Heinemann, W./Sager, S.F. (Hrsg.), Text- und Gesprächslinguistik. Ein internationales Handbuch zeitgenössischer Forschung. 1. Halbbd. 2000. Bühler, K., Sprachtheorie. 1934. Linke, A./Nussbaumer, M./Portmann, P.R., Studienbuch Linguistik. 52004 (= Reihe Germanistische Linguistik 121). JV

Letzte Änderung: 14.02.2019 - Ansprechpartner: Webmaster