Koreferenz

[engl. coreference, frz. coreférence, russ. кореферентность] (aus lat. co- ‘zusammen, gemeinsam’ und lat. referre ‘sich beziehen’)

1. Die Eigenschaft verschiedener nominaler Ausdrücke bzw. Pronomen, sich innerhalb eines Textes auf dasselbe Referenzobjekt zu beziehen ( Referenzidentität). K. entsteht, wenn z.B. die Ausdrücke ein Lyriker der Poet dieser Mensch er in einer textuellen Abfolge auf dasselbe Referenzobjekt verweisen. K.beziehungen sind verantwortlich für die textgrammatische Struktur ( Kohäsion) sowie für den Sinnzusammenhang ( Kohärenz) eines entstehenden Textes. Auch satzintern können (i.d.R. nominale) Ausdrücke K. aufweisen, etwa bei Reflexivpronomen (Karl rasiert sich) oder Possessivpronomen (Karl verlor seinen Schirm). Unter textthematischem Aspekt spricht man auch von Isotopie.

2. In der TG ( generative Transformationsgrammatik) bezeichnet K. die Eigenschaft von Nominal- oder Determinansphrasen, sich auf ein und dasselbe außersprachliche Objekt zu beziehen. Formal wird die K. der einzelnen Ausdrücke jeweils durch eine Ziffer ( Index (2)) markiert: Ein Student1 hatte sich ein schwieriges Buch2 ausgeliehen. Er1 durchblätterte es2 zunächst und machte sich1 einige Anmerkungen3. Diese3 übertrug er1 dann auf Karteikarten4, welche4 ...

anaphorisch, Textphorik, Textgrammatik

Lit.: Brinker, K., Linguistische Textanalyse. Einführung in Grundbegriffe und Methoden. 62005. Dijk, T.A. van, Textwissenschaft. 1980. Dressler, W.-U./Beaugrande, R.-A. de, Einführung in die Textlinguistik. 1981. Kallmeyer, W./Klein, W./Meyer-Hermann, R./Netzer, K./Siebert, H.J., Lektürekolleg zur Textlinguistik. 2 Bde. 41986. Levinson, S., Pragmatik. 1994. Linke, A./Nussbaumer, M., Rekurrenz. In: Brinker, K./Antos, G./Heinemann, W./Sager, S.F. (Hrsg.), Text- und Gesprächslinguistik. Ein internationales Handbuch zeitgenössischer Forschung. 1. Halbbd. 2000, 305-315. Chomsky, N., Lectures on Government and Binding. 1981. Sowinski, B., Textlinguistik. Eine Einführung. 1983. Thrane, T., Referential-Semantic Analysis. Aspects of a Theory of Linguistic Reference. 1980. Vater, H., Einführung in die Textlinguistik. 2001, 3., überarb. Aufl. Wiese, B., Anaphora by pronouns. In: Linguistics 21.1983, 373-417. JV

Letzte Änderung: 14.02.2019 - Ansprechpartner: Webmaster