Koreferenz
[engl. coreference, frz. coreférence, russ. кореферентность] (aus lat. co- ‘zusammen, gemeinsam’ und lat. referre ‘sich beziehen’)
1. Die Eigenschaft verschiedener nominaler Ausdrücke bzw. Pronomen, sich innerhalb eines Textes auf dasselbe → Referenzobjekt zu beziehen (→ Referenzidentität). K. entsteht, wenn z.B. die Ausdrücke ein Lyriker – der Poet – dieser Mensch – er in einer textuellen Abfolge auf dasselbe Referenzobjekt verweisen. K.beziehungen sind verantwortlich für die textgrammatische Struktur (→ Kohäsion) sowie für den Sinnzusammenhang (→ Kohärenz) eines entstehenden Textes. Auch satzintern können (i.d.R. nominale) Ausdrücke K. aufweisen, etwa bei Reflexivpronomen (Karl rasiert sich) oder Possessivpronomen (Karl verlor seinen Schirm). Unter textthematischem Aspekt spricht man auch von → Isotopie.
2. In der TG (→ generative Transformationsgrammatik) bezeichnet K. die Eigenschaft von Nominal- oder Determinansphrasen, sich auf ein und dasselbe außersprachliche Objekt zu beziehen. Formal wird die K. der einzelnen Ausdrücke jeweils durch eine Ziffer (→ Index (2)) markiert: Ein Student1 hatte sich ein schwieriges Buch2 ausgeliehen. Er1 durchblätterte es2 zunächst und machte sich1 einige Anmerkungen3. Diese3 übertrug er1 dann auf Karteikarten4, welche4 ...
→ anaphorisch, → Textphorik, → Textgrammatik
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