Denotation

  1. In der Sprachphilosophie J.St. Mills die vom Zeichen bezeichneten Dinge (Gegenstände, Personen, Sachverhalte usw.). Dadurch dass Gattungsnamen Attribute konnotieren/mit-bezeichnen ( Intension, Begriffsinhalt, Konnotation (1, 2)), die den Mitgliedern der durch sie umfassten Klassen gemeinsam sind, können sie dazu verwendet werden, alle oder einzelne Klassenmitglieder zu denotieren/bezeichnen ( Begriffsumfang, Extension) und diesen zugleich die konnotierten Eigenschaften zuzuschreiben. „Schnee und andere Gegenstände erhalten den Namen weiß, weil sie das Attribut, das man die Weiße nennt, besitzen; Jacob, Marie und Andere erhalten den Namen Mensch, weil sie die Attribute besitzen, die man unter dem Worte Menschentum versteht.“ (Mill 1872, 15f.) Demgegenüber haben Eigennamen „denotation without connotation“ (1884, 20), bezeichnen also, ohne die Eigenschaften ihrer Träger mitzubezeichnen ( Bedeutung (1), Sinn, Konnotation (2)). Bei B. Russell (1905, 483ff.; 1956, 45ff.) eingeengt auf den Gegenstand (bzw. die Person, das Ereignis usw.), auf den (bzw. die oder das) ein im Satz als Subjektausdruck verwendetes Wort bzw. Zeichen Bezug nimmt, Referent, Bedeutung (1).
  2. Bei Ch.W. Morris die denotative Leistung des Zeichens, d.h. seine (eventuelle, aber nicht notwendigerweise bestehende) Beziehung auf eines oder mehrere Bezugsobjekte ( Referent) als sein Denotat (vgl. 1973, 260ff.). Ähnlich auch J. Lyons: „Mit der D. eines Lexems [...] ist das Verhältnis gemeint, das zwischen diesen Lexemen und Personen, Dingen, Orten, Eigenschaften, Prozessen und Aktivitäten außerhalb des Sprachsystems besteht.“ (1980, 219) Lyons schlägt vor, D. als Kontinuativum, Kollektivum oder als zählbares Nomen zu verstehen, „je nachdem, wie es der jeweilige Fall verlangt“, Designation (2).
  3. Bei U. Eco (an Morris anschließend) „die unmittelbare Bezugnahme [...], die ein Ausdruck im Empfänger der Botschaft auslöst“ (1972, 102.), wobei das isolierte Zeichen keinen Gegenstand, sondern „eine Position im semantischen System“ denotiert (ebd., 103). Für Eco kommt die D. daher nur insofern der Extension gleich, als „ein Ausdruck statt einer Klasse von wirklichen Gegenständen die Klasse jener kulturellen Einheiten denotiert, die eine bestimmte Stellung in einem semantischen Feld einnehmen. Nur dass diese Klasse eine Klasse mit einem einzigen Glied ist“ (ebd.).
  4. In der linguistischen Semantik zumeist (a) im Sinne der sachlich-neutralen, von Stilkennzeichen und Wertungen ( Konnotation (3)) freien Kern- oder Grundbedeutung eines sprachlichen Zeichens, sein kognitiver (Informations-)Wert, seine lexikalische (2) Bedeutung (2). Fernsehapparat/-gerät und Glotze/Flimmerkiste haben danach dieselbe D./denotative oder lexikalische Bedeutung, doch nur die letzteren beiden weisen darüber hinaus konnotative, d.h. negativ wertende bzw. niedere stilistische Merkmale auf. Nicht selten aber auch (b) mehr oder weniger deutlich an Mill anschließend im Sinne der Gesamtmenge aller vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Gegenstände, auf die mit Hilfe eines bestimmten Einzelzeichens Bezug genommen werden kann ( Begriffsumfang, Extension). Zuweilen auch (c) im Sinne der einzelnen Bezugsobjekte ( Referenten) eines Zeichens als Teilmenge des Designats. Mit Blick auf die unterschiedlichen Bestimmungen und den häufig verschwommenen Gebrauch von D. hat P.T. Geach (1968, 56) die Geschichte dieses Begriffs als „a sad tale of confusion“ bezeichnet. Seine Konsequenz, wonach „so battered and defaced a coin“ wie D. aus der „philosophical currency“ aussortiert werden solle, muss derjenige nicht nachvollziehen, der D. in einem klar definierten Sinne verwendet.

Lit.: Eco, U., Einführung in die Semiotik. 1972. Ders., Semiotik. 1987. Ders., Denotation. In: Eco, U./Marmo, C. (eds.), On the Medieval Theory of Signs. 1989, 43-77. Geach, P.T., Reference and Generality. An Examination of Some Medieval and Modern Theories. Emended ed. 1968. Lyons, J., Semantics. Vol. 1. 1977. dt. Semantik. Bd. 1. 1980. Mill, J.St., A System of Logic. 1884. Ders., Gesammelte Werke. Hrsg. von Th. Gomperz. Bd. 2. 1872. Morris, Ch.W., Zeichen, Sprache und Verhalten. 1973. Russell, B., On denoting. In: Mind 14.1905, 479-493. Wiederabgedruckt in: Ders., Logic and Knowledge. 1956, 41-56. Schippan, Th., Einführung in die Semasiologie. 21975. Wolf, U. (Hrsg.), Eigennamen. Dokumentation einer Kontroverse. 1993. AB

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