Deklarativum

Auch: Deklarativ, Deklaration.

  1. Einer der fünf seit J.R. Searle (1979) üblicherweise unterschiedenen Sprechakttypen. Nach Searles Klassifikation ist das D. eine selbstreferentielle Sprechhandlung, die durch sich selbst, d.h. durch ihr Ausgesprochenwerden von der zuständigen Person im vorgesehenen Kontext, wahr wird. Durch die deklarative Äußerung wird also unmittelbar der Zustand herbeigeführt, den sie benennt (ich ernenne Sie hiermit zum ...; hiermit eröffne ich die Sitzung; ich taufe dich auf den Namen ...). Für den erfolgreichen Vollzug eines Deklarativums/einer Deklaration ist die Erfülltheit bestimmter → Glückensbedingungen – nach Austin (1962): „happiness“ oder „felicity conditions“ – erforderlich, z.B. dass der Sprecher (z.B. als Vorgesetzer oder Präsident eines Gremiums) befugt ist, den für die Herstellung des intendierten Zustands erforderlichen → Sprechakt auszuführen.
  2. Sprechaktverbtyp.Ein Verb, das zu derjenigen von Searle unterschiedenen Klassen von sprechaktbezeichnenden Verben, die Sprechhandlungen benennen, die durch ihre Äußerung die Realität schaffen, die sie bezeichnen. – Was Searle als „Taxonomie illokutionärer Akte“ und damit als Typologie von Sprechakten ausgibt, erweist sich nämlich bei näherem Hinsehen als eine Klassifikation der sprechaktbezeichnenden (→ performativ) Verben (vgl. dazu Burkhardt 1986, 315), sodass eigentlich nur die 2. Bedeutung akzeptabel ist. Eine Sondergruppe der Deklarativa bilden die „assertiven Deklarationen“, die zwar ebenfalls durch ihre Äußerung wahr werden, aber den Glauben des Sprechers an bestimmte Tatsachen erfordern; so setzt etwa die Äußerung Ich verurteile den Angeklagten zu einer Haftstrafe von 3 Monaten voraus, dass der diese aussprechende Richter gute Gründe dafür hat anzunehmen, dass der Angeklagte die ihm zur Last gelegte Tat auch wirklich begangen hat.

→ Sprechakt, → deklarativer Sprechakt, → Sprechakttheorie

Lit.: Austin, J.L., How to Do Things with Words. 1962. dt. Zur Theorie der Sprechakte (How to do things with words). 22002. Burkhardt, A., Soziale Akte, Sprechakte und Textillokutionen. A. Reinachs Rechtsphilosophie und die moderne Linguistik. 1986, 289ff. Finkbeiner, R., Einführung in die Pragmatik. 2015. Hindelang, G., Einführung in die Sprechakttheorie. Sprechakte, Äußerungsformen, Sprechaktsequenzen. 5., neubearb. u. erw. Aufl. 2010. Levinson, St.C., Pragmatik. 32000. Searle, J-R., Sprechakte. Ein sprachphilosophischer Essay. 1971. Ders., A Taxonomy of Illocutionary Acts. In: Searle, J.R. (Hrsg.), Expression and Meaning, 1979, 1-29. dt. Eine Taxonomie illokutionärer Akte. In: Ders., Ausdruck und Bedeutung. Untersuchungen zur Sprechakttheorie. 1998, 17-51. AB

Letzte Änderung: 17.01.2024 - Ansprechpartner: Webmaster