Internationale Konferenz: Bertolt Brecht und Ernst Toller (20.-22. Juli 2022)

Wegen der Corona-Pandemie wird die ursprünglich für März 2022 geplante Konferenz in den Sommer verschoben. Neuer Termin: 20.-22. Juli 2022.

 Neuere Informationen folgen an dieser Stelle:

Die internationale Konferenz „Bertolt Brecht und Ernst Toller“ widmet sich vergleichend unter diversen ästhetischen, (kultur-)politischen und zum Teil auch biographischen Aspekten den beiden wichtigsten Dramenautoren der Weimarer Republik. Sowohl politisch gab es zu Lebzeiten zahlreiche Berührungspunkte zwischen beiden als auch hinsichtlich ihres ästhetisch avancierten Anspruchs mit experimentellen Impulsen keineswegs nur im Feld von Theater und Drama; dennoch lassen sich kaum Belege eines intensiveren Austauschs der Autoren finden. Auch haben sich nur in sehr geringem Umfang schriftliche Äußerungen über den jeweils anderen erhalten, obwohl beide mit ähnlichen Themen aktiv waren und es auch Überschneidungen bei weiteren Kontaktpersonen gibt; zum Beispiel arbeiteten beide phasenweise eng mit Erwin Piscator zusammen, immerhin einem der wichtigsten Theaterregisseure der Weimarer Republik.

Ein Blick in die Forschung erweckt den Eindruck, hier setze sich dieses Schweigen fort: Nur einige wenige Untersuchungen nehmen Bertolt Brecht und Ernst Toller unter Spezialfragestellungen vergleichend in den Blick, und dann in der Regel als zwei Protagonisten in einer Reihe von mehreren Autoren – das gilt zum Beispiel für die verdienstvollen Studien von Chr. Deupmann, „Die verlorene Generation. Heimkehrer aus dem Ersten Weltkrieg in der deutschsprachigen Literatur“ (2019), H. Chen, „Inversion of revolutionary ideals. A study of the tragic essence of Georg Büchner’s Dantons Tod, Ernst Toller’s Masse Mensch, and Bertolt Brecht’s Die Massnahme“ (1998) oder M. H. Gonçalves da Silva, „Character, ideology, and symbolism in the plays of Wedekind, Sternheim, Kaiser, Toller, and Brecht“ (1985). Dies gilt auch für einige weitere verstreut veröffentlichte Aufsatzbeiträge, die M. Pilz in der aktuellen Ernst-Toller-Bibliographie (2016) verzeichnet. Eine Monographie oder eine Aufsatzsammlung, die speziell Brecht und Toller vergleichend unter einem oder mehreren wichtigen Aspekten umfassend untersuchen würde, gibt es nicht.

Es ist das Ziel der internationalen Konferenz „Bertolt Brecht und Ernst Toller“, diesem Desiderat zu begegnen und in Vorträgen und in intensiven Diskussionen neue Perspektiven auf die beiden Autoren, deren Arbeitsweisen und Themen wie auch auf zeitpolitische, dramaturgische, theaterwissenschaftliche, kulturelle und gesellschaftliche Aspekte der Weimarer Republik und der Exilzeit zu eröffnen. Die editorischen Voraussetzungen für dieses Anliegen sind günstig, da die Werke Bertolt Brechts in der Großen kommentierten Berliner und Frankfurter Ausgabe (1988-1998) und inzwischen auch die Werke Ernst Tollers in der Kritischen Ausgabe der Sämtlichen Werke (2015) erschlossen sind.

Die bislang geplanten Vorträge versprechen neue Erkenntnisse zum unterschiedlichen Kanonisierungsstatus Brechts und Tollers (Simone Winko), zur Medialität ihrer Theaterkonzepte (Franz-Josef Deiters) und ihrem auf unterschiedliche Weise kritisch-ambivalenten Verhältnis zur Entwicklung der audiovisuellen Medien (Lydia Mühlbach, Christiane Schönfeld, Thorsten Unger), zum Vergleich ästhetischer und dramaturgischer Arbeits- und Verfahrensweisen (Anke Detken, Michael Pilz, Matthias Rothe, Tomasz Waszak, Irene Zanol), zur kulturpolitischen Arbeit und Theaterarbeit der beiden Autoren im Exil sowie dessen Wahrnehmung (Peter Langemeier, Veronika Schuchter, Soonim Shin), zu wichtigen politischen, historischen und kulturellen Themen der Weimarer Republik wie Masse (Sabina Becker), Weltkrieg und Revolution (Lisa Marie Anderson, Christoph Deupmann, Christopher Meid, Saskia Schicht, Hans-Joachim Schott), Judentum und Antisemitismus (Tom Kindt), Genderfragen (Kirsten Reimers) sowie Körperlichkeit und Sport (Rolf Selbmann, Lara Tarbuck); im Blick auf das Spektrum literarischer Gattungen stehen Drama und Theater im Vordergrund, aber auch zu bedeutenden Gedichtsammlungen Brechts und Tollers ist ein Vortrag vorgesehen (Stefan Neuhaus).

Nach der Konferenz ist eine Veröffentlichung der Beiträge in einem von den Veranstaltern herauszugebenden Sammelband geplant.

Lydia Mühlbach, Kirsten Reimers, Thorsten Unger

 

Toller-Briefe-AH-SG_3D-12cm Toller_Werke_AH_SG_3D Ernst_Toller2 Brecht_Werke-Große-kommentierte-Berliner-und-Frankfurter-Ausgabe-30-Baende_Leinen Brecht(c)GerdaGoedhart_SV
Briefedition [(c) Wallstein Verlag] Kritische Ausgabe der Sämtlichen Werke Ernst Tollers [(c) Wallstein Verlag] Foto von Ernst Toller [Sammlung der Ernst-Toller-Gesellschaft, Neuburg/Donau] Große kommentierte Berliner und Frankfurter Ausgabe [(c) Suhrkamp Verlag]) Foto von Bertolt Brecht [(c) Gerda Goedhart/Suhrkamp Verlag]
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Letzte Änderung: 26.07.2022 - Ansprechpartner: Webmaster